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Vorwort

Der Maler Wilhelm Buschulte hat wie viele seiner Kollegen in fünf Jahrzehnten Schaffenszeit ein sehr umfangreiches und für die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts bezeichnendes Werk geschaffen. Neben seinen zahlreichen Zeichnungen und Ölbildern schuf Buschulte Entwürfe von hoher Qualität für über 500 Kirchenfensterzyklen, darunter St. Gereon, St. Agnes und St. Ursula in Köln, Fenster im Aachener Dom, für Gebäude in Kairo, Beirut und Rhiyad 1. Der Architekt Rudolf Schwarz hat im Zuge des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg die Kirchen St. Maria im Kapitol und St. Vitalis in Köln sowie den Plenarsaal der Paulskirche in Frankfurt restauriert. Für diese Bauten hat Buschulte Fenster entworfen. Ebenso entstanden Werke für die Kirchen zur Heiligen Familie in Oberhausen, Heilig Kreuz in Soest und St. Maria Königin in Saarbrücken, Bauten von Rudolf Schwarz.
Dennoch ist Buschultes Werk – und dieses Schicksal teilt er mit seinen Kollegen aus der Glasmalerei – im öffentlichen kunsthistorischen Diskurs bis heute unbekannt. Eine unvorstellbare Menge an Glasmalerei in Deutschlands Kirchen, dem Kirchenbesucher geläufig, dem Spezialisten unter den Forschenden bekannt, war selbst in wichtigen Überblicksausstellungen wie derjenigen 1999 in Berlin „Ein Jahrhundert Kunst in Deutschland“ bei über 1000 gezeigten Kunstwerken nicht enthalten, kein Künstler dieser Sparte, nicht einmal Johan Thorn-Prikker.
Dieses Phänomen an sich wirft bei der Bearbeitung eines jeden Künstlers der Glasmalerei zahlreiche Fragen auf, die in dieser Publikation nicht beantwortet werden sollen, dennoch aber hier wie in anderen Veröffentlichungen gestellt werden.
Wie viele seiner Kollegen durchlebte auch Buschulte eine Zeit des Einklangs ebenso wie die heftiger Auseinandersetzung mit der Institution Kirche, um als Künstler seine Eigenständigkeit zu bewahren. In seiner frühen Schaffensphase nach dem zweiten Weltkrieg bekannt mit Erich Heckel und Otto Dix, ist er geprägt vom Expressionismus und bringt in den folgenden Jahrzehnten wie kaum ein anderer strahlende Farbigkeit in den Kirchenraum ebenso wie die reduzierte Klarheit der Linie. Petra Kemmler spricht in ihrer Magisterarbeit von 1996 über Wilhelm Buschulte die „nach außen gerichtete Absicht seiner inneren Auseinandersetzung mit verschiedensten Thematiken“ 2 an.
Petra Kemmlers Magisterarbeit, die wir im Rahmen der CD-ROM zu Ausstellung u.a. mit veröffentlichen, bildete die Grundlage für Annette Jansen-Winkelns Buch „Wilhelm Buschulte – Künstler zwischen den Zeiten“ aus dem Jahr 1999. Die Biografie des Künstlers sowie das Ausstellungsverzeichnis hat Christine Haße für die hier vorliegende Publikation in Zusammenarbeit mit Wilhelm Buschulte erarbeitet.
Das von Petra Kemmler 1996/97 bearbeitete Werkverzeichnis der Grafiken und Ölbilder wurde für die CD-ROM ebenfalls überarbeitet. Christine Haße ist zu danken für die Erstellung eines Verzeichnisses der Glasmalereien 3, die in der CD veröffentlicht sind sowie für das Literaturverzeichnis, das ergänzt auf demjenigen Petra Kemmlers basiert. Danken möchte ich den hier beteiligten Kunsthistorikerinnen Sabine Hartmann, Christine Haße, Vera Henkelmann und Petra Kemmler für die gemeinsamen Exkursionen zu Fenstern Buschultes, die Fotografien und die umfangreiche und detailgetreue Recherche und Mitarbeit an der CD-ROM sowie für die fundierten Texte zum Künstler und dessen Werk. Christine Haße und Stefan Johnen danke ich für die ideenreiche, gestalterische Umsetzung der CD-ROM und des hier vorliegenden Kataloges. Es wird hier anschaulich die inhaltliche Verbindung der Werke zum historischen Bibeltext und ihre sehr freie, ausdruckstarke und interpretierende bildnerische Umsetzung präsentiert. Insgesamt ist diese Veröffentlichung eine Dokumentation der Retrospektive zum 80sten Geburtstag des Künstlers und eine wissenschaftliche Bearbeitung, die aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Gedankt sei auch der Sparkasse Unna und der SIG Combibloc für die finanzielle Unterstützung ebenso wie den Leihgebern der Ausstellung: der Sammlung Bischoff Berlin, der Glasmalerei Dr. Heinrich Oidtmann Linnich, der NRW-Stiftung, der Glasmalerei Wilhelm Derix Kaiserswerth, der Glasmalerei Peters Paderborn sowie Wilhelm Buschulte selbst.
Danken möchte ich den Mitarbeitern des Museums Sabine Hartmann, Herbert Hamacher, Christine Haße, Edith Ludwig und Jürgen Vekens für die engagierte Mitarbeit an der Vorbereitung der Ausstellung. Das gesamte Team bedankt sich sehr bei Wilhelm und Maria Buschulte für die gute und herzliche Zusammenarbeit und die interessanten und wertvollen Ateliergespräche.
Es ist uns eine große Freude, dass diese Ausstellung auch von April bis Juli 2005 im Diözesanmuseum Paderborn gezeigt wird.
Dr. Iris Nestler
(Direktorin des Deutschen Glasmalerei-Museums Linnich)
1. siehe Werkverzeichnis 
2. Petra Kemmler: Malerei mit Glas. Die künstlerische Entwicklung Wilhelm Buschultes. Magisterarbeit, 1996, S. 25, siehe auch PDF auf dieser CD-ROM 
3. Aufgrund des Verbotes im Impressum der Veröffentlichung von Jansen-Winkeln über Buschulte haben wir auf ein vollständiges Werkverzeichnis der Glasmalerei verzichtet, auch wenn dasjenige Jansen-Winkelns fehlerhaft ist. Die Fenster von St. Antonius in Düsseldorf sind nicht von W. Buschulte, sondern von Ernst Jansen-Winkeln.  |