Ende der 1950er Jahre machte Wilhelm Buschulte Bekanntschaft mit dem Architekten Rudolf Schwarz, als er von ihm den Auftrag für die Gestaltung der Fenster in dessen Kirchenbau Heilige Familie in Oberhausen1 erhielt. Die Kirche erhebt sich über einem quadratischen Grundriss mit einer Seitenlänge von ca. 25 Metern.
Der Messopferraum ist umhüllt von einer geschlossenen Backsteinwand, deren obere Hälfte ein lichtdurchlässiges Gefüge aus Betonformsteinen ist. Diese Lichtwand sollte Wilhelm Buschulte verglasen.2 Maria Schwarz berichtet von einem ersten „Entwurfsgespräch“ zwischen Herrn Buschulte und Rudolf Schwarz, das etwa so verlief: „Buschulte: „Herr Professor, wie stellen sie sich die Fenster vor, welches Thema, welche Farben, welches Licht?“ Schwarz: „Herr Buschulte, wenn ich das wüsste, würde ich die Fenster selber machen, dann hätte ich Sie nicht gerufen.“3
Da die finanziellen Mittel für den Bau knapp kalkuliert waren, musste Buschulte mit preiswerten Materialien Entwürfe für die Fenster schaffen. Daher sind in dieser Probescheibe neben Echtanikgläsern auch die günstigeren Strukturgläser verwendet. So entstand eine „Zone des Lichtes“ über dem Backsteinmauerwerk, die einem strahlenden Horizont gleicht und den Kirchenraum im Tagesverlauf mit farbigem Licht umwandert.
Christine Haße
1 Pfarrkirche Heilige Familie mit Gemeindezentrum in Oberhausen, 1955-1958, Architektengemeinschaft Rudolf Schwarz/ Josef Bernhard, Mitarbeiter Paul Altgassen, Herbert Herrmann.
2 Hugo Schnell, Der Kirchenbau des 20. Jahrhunderts in Deutschland, Dokumentation – Darstellung – Deutung, München/Zürich 1973, Seite 285.
3 Maria Schwarz, Die Glasmalereien Wilhelm Buschultes und sein Verhältnis zur heutigen Architektur an einigen Bauten von Rudolf Schwarz. In: Anette Jansen Winkeln (Hg.), Künstler zwischen den Zeiten, Wilhelm Buschulte, 1999, Seite 17.
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