Die Kirche St. Maria im Kapitol gehört zu den zwölf romanischen Kirchen Kölns, die zwischen 1945 und 1985 durch Willy Weyres und Hans-Josef Schäfer wiederaufgebaut wurden. Zugleich mit dem Wiederaufbau wurden die Obergadenfenster der Dreikonchenanlage künstlerisch verglast. Die Verglasung der Dreikonchenanlage nach den 1938 von Anton Wendling geschaffenen Kartons knüpft an die Epoche der Sanierung vor dem zweiten Weltkrieg an. Die Entwürfe des unteren Bereiches (Fenster im Umgang) stammen von Paul Weigmann, die Betonglasfenster von Franz Pauli. Wilhelm Buschulte schuf 1979 die Verglasung in der Krypta.
Mitte des Jahres 1990 wurde ein beschränkter Wettbewerb für die künstlerische Verglasung der Obergadenfenster des Längsschiffes ausgeschrieben. Die Wettbewerbsleistungen sind so beschrieben:
„Von den insgesamt 14 Obergadenfenstern, je ca. 4,8 qm groß, sind sieben Fenster der Südseite künstlerisch im Maßstab 1:10 zu entwerfen. Ohne konkrete theologische Aussage sollten die Fenster ornamental gestaltet sein. Der Ornamentduktus sollte modifiziert von Fenster zu Fenster fortlaufen. Die zur Zeit sehr unterschiedlichen Lichtverhältnisse von Konchen und Langhaus sind möglichst zusammengehend zu harmonisieren bei gleichzeitiger Minderung der bisherigen Holzdecken-Helligkeit. Die vorhandenen Farbfenster sind zu berücksichtigen.“1
Wilhelm Buschulte reichte verschiedene Entwürfe ein, die alle dem Streben nach Harmonie und Ausgleich unterliegen. Die Fenster sollen als Teil des Ganzen erscheinen, den Raum aber nicht dominieren. Die Firma Glasmalerei O. Peters, Paderborn, führte die Probescheiben aus. Buschulte erhielt den Auftrag. In der Beurteilung der Jury heißt es zu seinem Entwurf:
„Die Strenge Maßstäblichkeit entspricht dem gegebenen romanischen Bau.
Zusammenfassung und Beruhigung des Raumes mit Neutralisierung der Decke.
Fenster wird unter Berücksichtigung der Architektur-Details fast zum Wandteil trotz verbleibender Selbständigkeit.
Die Intensität der Sonneneinstrahlung ist gemildert.
Der Addition der verschiedenen Bauperioden wird eine weitere hinzugefügt.
Die Außenansicht erhält zusätzlich eine reizvolle maßstäbliche Bereicherung.“2
Das Farbspiel und das Gefüge des alten Mauerwerks geht in eine strenge Ordnung und Gliederung der Rundbogenfenster über. Das opake Glas filtert die direkte Sonneneinstrahlung und lässt die Wand durchscheinend wirken. Thematisch kombiniert Buschulte in den Obergadenfenstern die leiblichen und die geistlichen Werke der Barmherzigkeit.3 In den streng ornamentalen Fenstern werden diese Werke in Zahlenchiffren symbolisiert.
Christine Haße
1 Maria Schwarz, Die Glasmalereien Wilhelm Buschultes und sein Verhältnis zur heutigen Architektur an einigen Bauten von Rudolf Schwarz. In: Anette Jansen Winkeln (Hg.), Künstler zwischen den Zeiten, Wilhelm Buschulte, 1999, Seite 27 
2 Maria Schwarz, Die Glasmalereien Wilhelm Buschultes und sein Verhältnis zur heutigen Architektur an einigen Bauten von Rudolf Schwarz. In: Anette Jansen Winkeln (Hg.), Künstler zwischen den Zeiten, Wilhelm Buschulte, 1999, Seite 27 
3 Die leiblichen Werke der Barmherzigkeit: Hungernde speisen, Durstige tränken, Nackte bekleiden, Fremde beherbergen, Gefangene erlösen, Kranke besuchen, Tote begraben, Unwissende belehren, Sünder zurechtweisen, Zweifelnden Recht raten, Betrübte trösten, Unrecht geduldig ertragen, dem Beleidiger verzeihen, für Lebende und Tote beten. 
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